Catfish-Divers
Allgemein => Reiseberichte;Berichte zu euren Urlaubsreisen (auch ohne Tauchen) => Thema gestartet von: Nessie am 08. April 2014, 00:20:24
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Prolog
Eine der Schwestern des Angerlochs ist die Rastgrabenhöhle. Im August im letzten Jahr bin ich dort das erste mal gewesen. Damals nur ausgerüstet mit einem 12 m Halbseil ging es durch den unteren Eingang, einem sehr engen Spalt, der in zwei Stufen 8 m senkrecht ins Innere führt. Drinnen bin ich dann bis zum Mittenwalder See vorgedrungen. Vor der Überwindung des Felstunnels, der bei normalem Wasserstand gerade Platz für einen Kopf über Wasser lässt, habe ich die zweite nur wassergeschützte Lampe brennend am Einstieg zurückgelassen und bin in den 4 Meter tiefen See geschwommen. Da ist dann die Idee gekommen, hier zu Schnorcheln und ein paar Unterwasseraufnahmen zu machen.
Der Rückweg aufwärts durch den engen Spalt war sehr mühsam. Die Quälerei dauerte fast eine halbe Stunde, und ist ohne Seil wahrscheinlich nicht machbar.
Für mich gab's damals zwei Erkenntnisse: Du bist wahrscheinlich verrückt und durch diesen Spalt gehe ich nicht mehr.
Wiederholung mit Schnorchel
Nach mehr als einem halben Jahr bot sich am letzten Samstag, nach einer Woche ohne Niederschlag, eine gute Gelegenheit für den zweiten Versuch. Dafür geht man auch gerne mal einen weiteren Weg.
Zwangsläufig wurde der obere Einstieg, ein 14 m senkrecht abfallender Kamin, gewählt.
(http://g4.img-dpreview.com/44DCC45BD0A94286B725271EC0BC046D.jpg)
Für den gestandenen Höhlenforscher wahrscheinlich nicht der Rede wert, aber das Abseilen dort nach der langen Vorbereitungszeit, das Einschweben auf diesem Weg, war einfach nur Klasse.
Unten ein kleines Stück talwärts kann man dann den Spalt des unteren Eingangs besichtigen. Sven, mein Kollege war sofort bezüglich der Wahl des Eingangs überzeugt.
(http://g2.img-dpreview.com/2D473A7BCCBD4B76A658D1AD3EB93A33.jpg)
Dann folgt man dem Dreieckgang. Dieser endet in einer Halle direkt vor dem Einstieg zum Mittenwalder See.
(http://g3.img-dpreview.com/D94069AA67EB4E2EB5479398AC5FF377.jpg)
Und dort erfolgte nun die geplante Schnorchelaktion.
Das Schnorcheln durch den Felsbogen klappte ganz gut. Der Boden des Sees zeigte sich, leider ohne Kisten mit der Aufschrift Reichsbank. Aber das Fotografieren war ein Schlag ins Wasser. Für die Beleuchtung, war doch zuviel Sediment aufgewirbelt. Und sobald die Kamera aus dem Wasser kam beschlug die Frontscheibe.
(http://g4.img-dpreview.com/0A335D53F2EC4A598467B760312AEDEF.jpg)
Sven konnte dann endlich auch den See überwinden, und half mir gleich beim Putzen der Frontscheibe. So dass zumindest noch ein zwei ÜW-Aufnahmen vom Mittenwalder See gemacht werden konnten.
(http://g4.img-dpreview.com/0F240B3A0D8D49B2B3F593946192969F.jpg)
Dann klettert man ein Stück nach oben und erreicht die Halle der Erwartung den größten Raum der Rastgrabenhöhle.
(http://g4.img-dpreview.com/354C8592D4474D4E97DDC5A9A281279C.jpg)
Von dort geht der Hauptgang weiter nach oben um dann am Ende zum Tauchersiphon abzufallen.
(http://g3.img-dpreview.com/19E91327B47446A9A29CD858C8E01EFE.jpg)
Der Tauchersiphon führt etwa 40 m unter dem Fels durch und endet in einer weiteren Halle. Das ursprüngliche Vorhaben in diesen Siphon hereinzuschnorcheln und zu fotografieren wurde wegen der Erfahrungen am Mittenwalder See aufgegeben.
Der Gang vor dem Tauchersiphon ist vom letzten Hochwasser gründlich mit Schlamm überzogen, im Höhlenplan heisst das vornehm: "lehmbedeckte kleine Gerölle". Wir hielten uns am Seil fest, um keine Rutschpartie ins Wasser zu machen, und hangelten uns an diesem wieder zurück.
In der Halle der Erwartung gab's noch eine Brotzeit und bald gingen wir schon im Dreieckgang talwärts.
(http://g4.img-dpreview.com/C3CC9C43916B4A62BF8DAE835A0BA668.jpg)
Am oberen Eingang gab's dann eine handfeste Überraschung - draussen war es dunkel. Ich nahm mein Handy und rief Zuhause an: Wir sind wieder draußen, alles ok! Bis um 9 Uhr wollte ich mich zurückmelden. Die Zeit auf dem Handy: Viertel vor Acht, also alles im grünen Bereich. Dann zog Sven seine Uhr heraus. Es ist schon eine Stunde später. Mein Handy noch auf Winterzeit - autsch.
Und, wir waren geschlagene 6 Stunden in dieser Höhle.
Auf dem Heimweg hatte ich dann noch den GPS-Track um 40 m verfehlt. Was nachts, im Wald, bei Nieselregen, im Kopflampenlicht und hangaufwärts eine tolle Zusatzeinlage war.
Also, die nächsten Höhlen werden definitiv ohne Schnorchel gemacht.
Ansonsten: Voller Erfolg!
Ciao Jens
Hier ist der Link zu den Bildern:
http://www.dpreview.com/galleries/516819303/albums/rastgrabenh-hle
P.S.
Aus aktuellem Anlass soll an dieser Stelle noch einmal vor dem Betreten von Höhlen gewarnt werden. Dieses kann selbst für Leute mit Erfahrung unerwartet ausgehen:
http://www.merkur-online.de/lokales/garmisch-partenkirchen/garmisch-partenkirchen/bergwacht-rettet-mann-hoehle-3464599.html
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Wow, klasse - vielen Dank für den Bericht und die hammermäßigen Fotos.
Der See in der Halle sieht echt faszinierend aus!
Wie lange wart ihr denn unterwegs?
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Mei, jetzt war ich auch schon über 4 Jahre da nicht mehr drin. Lese ich das richtig, daß Ihr in der "weiteren Halle" nicht wart? Wenn doch, seid Ihr evtl. die ersten seit Schuch & Ronge in den 70ern...
Das spannende an der RGH ist ja, daß sie so alle paar Dekaden mal gut 10m²/s schütten muß, am Graben draußen gemessen. Und aus dem Tauchersee kommen diese Massen nicht...
Extra Dank auf für den Link - sowas geht sonst an mir vorbei. Mal sehen ob ich den kenne... FH, Schlüsselsiphon offen vorfinden und dann allein durchgehen ist schon mutig. Kann ich aber gut verstehen. Selbst abhebern dauert >10h, und einmal anwerfen und schlafen gehen reicht nicht. Im Herbst war er auch von Unbekannt gehebert und ich bin bis Elysium hinter... Aber nicht alleine.
Ach ja, RGH vor zehn Jahren, mit Glühbirnen ausgeleuchtet:
(http://thumbnails110.imagebam.com/31958/0bb8b7319573292.jpg) (http://www.imagebam.com/image/0bb8b7319573292)
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Hi Melli,
wie schon geschrieben, waren wir 6 Stunden unter Tage.
Dort unten vergisst man einfach die Zeit. Ich hatte als Kompass, Höhenmesser und Uhr mein Navi dabei, aber es selbstvergessen kein einziges mal aus dem Schleifsack gezogen. Sven hat für sich beschlossen das nächste mal seine Uhr zu tragen.
Über Tage haben wir uns dann Zeit gelassen. Da es eh schon dunkel war, konnte man mit Hektik auch nichts mehr gewinnen.
Trotz der langen Zeit hat meine Caveman 3000 -Lampe erstaunlich gut durchgehalten. Nur das Navi hatte ich dummerweise laufenlassen, deshalb hatte es nach dem Ausstieg nur noch 27% Akku. Ich habs dann sofort ausgeschaltet und leider etwas zu spät wieder eingeschaltet, mit den beschriebenen Folgen.
Gegen 2 Uhr nach einigen Pausen waren wir dann zurück in München.
Ciao Jens
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Mei, jetzt war ich auch schon über 4 Jahre da nicht mehr drin. Lese ich das richtig, daß Ihr in der "weiteren Halle" nicht wart? Wenn doch, seid Ihr evtl. die ersten seit Schuch & Ronge in den 70ern...
Hi Robert,
das mit dem Tauchersiphon wäre vielleicht ein Thema für die nächsten Jahre. Dann brauchte ich aber noch ein zwei leidensfähige Volontäre, die mir die Ausrüstung bis zum Schlamm schleppen. ::)
Das spannende an der RGH ist ja, daß sie so alle paar Dekaden mal gut 10m²/s schütten muß, am Graben draußen gemessen. Und aus dem Tauchersee kommen diese Massen nicht...
Da für den Abend leichter Niederschlag angekündigt war, haben wir die Gerinne in der Höhle immer im Blick gehabt. Aber bis zum Ausstieg hat sich dort nichts merkliches verändert.
Extra Dank auf für den Link - sowas geht sonst an mir vorbei. Mal sehen ob ich den kenne... FH, Schlüsselsiphon offen vorfinden und dann allein durchgehen ist schon mutig. Kann ich aber gut verstehen. Selbst abhebern dauert >10h, und einmal anwerfen und schlafen gehen reicht nicht. Im Herbst war er auch von Unbekannt gehebert und ich bin bis Elysium hinter... Aber nicht alleine.
Die Sache mit dem Schlüsselsiphon in der Frickenhöhle kann ich irgendwie nicht so richtig glauben. So trocken war es die letzte Zeit nun auch nicht. Vielleicht hatte doch jemand vorher abgehebert.
Gibt es nicht auch einen Weg durch den Preuß-Siphon in den Mittleren Hauptgang?
Ach ja, RGH vor zehn Jahren, mit Glühbirnen ausgeleuchtet:
(http://110.imagebam.com/download/Vn0B-i_E5iLosxMnvVMbiA/31958/319573292/RastGraben1b.jpg)
Tolles Bild! :59:
Ciao Jens
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Hallo Nessie,
dein Bericht ist wirklich interessant und spannend zu lesen.
Kompliment!!! :81:
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leidensfähige Volontäre
Kein Problem. Meistens. Schlimmstenfalls will einer von uns (not me!) mittauchen :D.
Gerinne in der Höhle immer im Blick
Hochwasser in der RGH ist höchst selten. Sie ist ja der Überlauf vom "Großen Wasserfall" bzw. Korallenhöhle, und beide sind höher gelegen als Hinterfallbach/Angerlloch. Bevor der Rastgraben anspringt muß es aus Angerlloch schon lang rausschießen oder so. Könnte man Orth fragen, wann das das letzte Mal vorgekommen sein könnte.
Vielleicht hatte doch jemand vorher abgehebert.
Meine Vermutung: Jemand macht und pflegt das (hebern) seit 'ner Weile routinemäßig. Ich habe auch eine Vermutung, wer, aber wenn ich Recht habe, habe ich bisher nur dessen alten Herrn an der Strippe gehabt. Ich bin Dankbar - auch mal den Handstandschluf befahren, von dem schon Dolfi aus dem Nähkästchen geplaudert hat, eine Ehre... Und technisch sauber gemacht ist es auch. Ist wie mit dem Schneebrett an der Nordflanke: Spur durch? Muß ich mir trotzdem selbst ein Bild über die Lawinengefahr machen und dies auch verantworten...
Und das Opfer der Zeitungsgeschichte hat definitiv einen geheberten Schlüsselsiphon passiert, ohne Eingriff steht in dem immer das Wasser bis an die Kante, unabhängig vom Wetter.
Gibt es nicht auch einen Weg durch den Preuß-Siphon in den Mittleren Hauptgang?
Jein. Die Rundtour Hauptgang-Südgang steht für mich auch noch aus, Problem ist weder Preuß noch Schlüssel, sondern Burgrainer. Der macht wohl schon freiwillig auf, aber sehr selten. Hebern ist nicht. Letztes Mal daß ich ihn inspiziert habe, haben ca. 5cm gefehlt. Frei tauchen könnte möglich sein - glasklares Wasser, 12m schnurgerade? Oder waren das nur 5? So oder so tollkühn, denn dort ist man schon ganz erheblich weiter für Retter vom Eingang entfernt als am Schlüssel. Hütte-Schlüsselsiphon habe ich bei einer Heberaktion schonmal nachts in 10 Minuten gerannt, bis zum Burgrainer nicht unter 60min, wenn man jeden Abzweig kennt und rennt wie ein Blöder...
Bild!
Mehr oder weniger einziges Fundstück gestern. Ich glaube sogar, das war noch Chemie. Das nette mit dem Zsolt sein' Stiefel war ja noch online - oder? Alter Artikel immer noch beim VHM zu finden?
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Die Rundtour Hauptgang-Südgang steht für mich auch noch aus, Problem ist weder Preuß noch Schlüssel, sondern Burgrainer. Der macht wohl schon freiwillig auf, aber sehr selten. Hebern ist nicht.
Hallo Robert,
den Südgang meinte ich nicht, sondern den kleinen Gang, gleich hinter dem Preuß-Siphon, der nach Osten zum Quader- und Trapezgang führt.
Aber FH ist bei uns nicht aktuell. Davor gibt es noch einige andere Projekte.
Wenn wir die FH mal angehen sollten, melde ich mich bei Dir, Du scheinst Dich da ja sehr gut auszukennen.
Bild!
Mehr oder weniger einziges Fundstück gestern. Ich glaube sogar, das war noch Chemie. Das nette mit dem Zsolt sein' Stiefel war ja noch online - oder? Alter Artikel immer noch beim VHM zu finden?
Den Beitrag gibt es noch. Ist nur schwer zu finden, weil der VHM seine Homepage irgendwie umgestellt hat:
http://www.vhm-muenchen.de/index.php/beitraege/20-beitraege-2009/138-rastgrabenhoehle-im-schnee
Die Schrift im Schlamm ist übrigens immer noch da.
Ciao Jens
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sondern den kleinen Gang, gleich hinter dem Preuß-Siphon
Ah, der Gang mit den hübschen Carrerastreifen. Siehe PM. Nix für Normalos.
Homepage irgendwie umgestellt hat
Ja, lang ist's her seit die von mir gepflegt wurde - technisch.
Die Schrift im Schlamm ist übrigens immer noch da.
Genau daraus schließen ja auch einige, daß das Hochwasser woanders herkommt.
Bonne nuit et à bientôt.