Angerlloch: Schnorcheln im Volksbad

[Nessie]

 
 Prolog:
 
Selbst in Taucherforen wurde diese Höhle schon erwähnt, siehe /1,2/. Und so waren wir das erste mal im Juli unterwegs, um ins Angerlloch zu steigen. Inspiriert durch die Beschreibungen im Internet bin ich dann im Halbtrocki mit Maske und Schnorchel im Rucksack und einem 15 m -langen Seil gerüstet in den oberen Einstieg des Angerlochs eingefahren.
Vorher war ich am unteren Einstieg und machte dort eine interessante Erfahrung. Wenn man den Eingang bis zum Ende läuft, dann versperrt ein nur bis zum Oberkörper reichender glatter Block den Zugang zu einem größeren Hohlraum. Mir ist es einfach nicht gelungen, diesen Block zu überklettern, weil die Hände und Füße ständig an den glatten und feuchten Oberflächen abgerutscht sind.
Hinter dem oberen Eingang kommt man schnell zu einer Stelle an der es über mehrere Steilstufen etwa 30 Meter schräg nach unten geht. Ich befestigte das Seil oben am einem Haken und seilte mich die erste Stufe ab um dann mit Hilfe des Seils wieder raufzuklettern. Ok, das war einfach, aber eben nur mit Seil, ohne unmöglich. Danach seilte ich mich bis zum Ende des Seils ab. Weiter unten konnte man noch weitere Haken sehen - ein Seil war also auch dort notwendig. Ich war frustriert - so nah an Ziel und einfach kein weiterkommen. Bzw. heruntergekommen wäre ich schon aber eben nicht mehr zurück und dann hätte man da unten auf die Bergwacht warten können, gefangen wie ein Frosch in der leeren Badewanne... 
Aber der Entschluss war gefasst, ich muss da rein.


Befahrung:

Ausgerüstet mit genügend Seilen sind wir René, Klaus und ich letzten Sonntag zum Angerlloch aufgebrochen. Wobei René eh nicht einfahren konnte, wegen einer akuten Gelenkentzündung und Klaus wollte zuerst mal an Ort und Stelle schauen, ob er mitkommt.
Spätestens als Klaus jedoch den Abstieg mit den Steilstufen gesehen hatte, war klar, dass ich allein gehen werde. Aber besser ein klares Wort als sich unter Druck gesetzt fühlen oder zu überschätzen.
Mein Ziel war nun zumindest bis zum Volksbad zu kommen. Es wurde verabredet, dass ich in drei Stunden wieder draußen bin...
Nach dem etwa 30 m -langen Abstieg geht es um eine Kurve und dann folgt noch eine etwa 3 bis 4 Meter tiefe Steilstufe. Dann stand ich schon in dem Bachbett, das durch diese große Höhle plätschert. Als ich gerade eine Barriere vor einem kleinen Dom erklommen hatte hörte ich von oben eine Stimme und sah einen Lichtschein. René war mir ein Stück nachgestiegen und leuchtete von gut 20 Metern auf mich herab. Nach dieser unerwarteten und lustigen Unterhaltung ging René zurück und ich weiter.
Bald kam ein erstes Becken, dass man auf einem Balken überqueren konnte. Das musste also das Volksbad sein. Aber dann kam noch ein weiteres Becken. Dort war es mir völlig unklar wie man daran vorbeiklettern sollte. Vielleicht war ja dieses das Volksbad. Ich habe spontan für mich beschlossen, das Volksbad hat einfach zwei Becken.*  Auch beim zweiten Becken konnte man den Grund sehen. Also setzte ich den Rucksack ab und stieg hindurch. Das Wasser reichte mir dabei bis zum Oberkörper - im Neopren kein Problem. Dann folgte ein schöner langgestreckter Raum. Das sanfte Plätschern des Baches begleite mich, aber dann, an einer Stelle hörte ich Stimmen - ganz leise, ganz fein ,ganz fern wie von einer Gruppe, aber da war niemand. Ein Paar Schritte weiter hörte ich nur noch das Murmeln des Baches und war beruhigt. Am Ende des Raumes sieht man schon den Schlauch zum Abhebern des Kristallsiphons. Rechts im Durchgang zu einem weiteren Hohlraum lag das Höhlenbuch.
Ganz im Gegensatz zu seinem Namen hatte der Kristallsiphon das trübste Wasser in der ganzen Höhle. Vielleicht weil der Regen gerade Lehm eingespült hat. Ich steckte die Taucherlampe unter die Oberfläche konnte dennoch nur einen halben Meter in das Wasser sehen und sah keinen Grund. Der Gedanke, dass jetzt aus dem Trüben eine knochige Hand die Lampe greifen könnte, hat mich letztlich davon abgehalten, in den Siphon einzusteigen und mit den Füßen den Grund zu tasten. Es war eh Zeit umzukehren. Vorher setzte ich mich noch und löschte das Licht - absolute Dunkelheit nur der Bach murmelt...
Auf dem Rückweg lauschte ich an der einen Stelle nach den Stimmgeräuschen. Sie waren da...
Bald hatte ich das Seil in der Hand und kletterte zurück. An den Steilstufen kam ich dann doch ins Schwitzen - aber der geöffnete Reißverschluss des Anzuges brachte angenehme Kühlung. Nach etwa zwei Stunden war ich dann wieder am oberen Eingang.
Am Kristallsiphon kommt man noch weiter, wenn man diesen durchquert, was im Neopren kein Thema ist. Das hab ich ausgelassen wie auch die Suche nach dem unteren Ausgang. Wenn ich irgendwann wieder diese großartige Naturkathedrale betreten sollte gibt's also noch mehr zu sehen.
Der Neoprenanzug war perfekt für diese Höhle. Jedoch Taucherbrille und Schnorchel sind fürs Angerlloch definitiv overdressed.
Also Schnorcheln im Volksbad ist möglich aber kann mit gutem Gewissen ausgelassen werden.   

Ciao Jens         

* Nach etwas Recherche steht nun fest, dass das erste Becken, welches durch einen Holzbalken entschärft wurde, das Frauenbad ist.

Link zu den Bildern:
http://www.dpreview.com/galleries/516819303/albums/angerlloch




Quellen:
/1/
http://www.deep-down-under.de/Portal/magic_viewtopic.php?f=81&t=1880

/2/
http://www.taucher.net/forum/Angerlloch_Hoehle_tek4244.html


http://de.wikipedia.org/wiki/Angerlloch
http://www.alpiticus.de/Wanderungen/Angerloch.htm

[Melli]

Wow, das ist ja mal richtig klasse!! Ich hab jetzt gleich nochmal nach dem Angerlloch googlen müssen - das sieht echt Super aus!! Und die Fotos sind spitze - viele Dank für den tollen Bericht!!

Blöde frage: geht man auch in die Höhle mit Seil rein? Also hattest du die Seile nur zum Abseilen dabei und in der Höhle nicht mehr oder ging's da auch mit Seil weiter?

[Nessie]

...
Blöde frage: geht man auch in die Höhle mit Seil rein? Also hattest du die Seile nur zum Abseilen dabei und in der Höhle nicht mehr oder ging's da auch mit Seil weiter?

Hi Melli,

wenn man im Angerlloch erst mal den Bach erreicht hat, dann gibt es einen großen Bereich in dem man sich ohne Seil bewegen kann. Zusätzlich gibt es da unten auch noch Sachen die nur mit Seil gehen, wenn man z. B. zum Eissiphon will oder den unteren Ausgang nimmt. Ich hatte die ganze Zeit unten noch ein Reserveseil bei mir, es aber nur herungetragen. Das Seil für den Abstieg und Aufstieg muss ja hängenbleiben.

Ciao Jens

[Melli]

Dh. man kann sich in der Höhle nicht so leicht verirren? (Das wär so meine persönliche Horrorvorstellung).

[Nessie]

Dh. man kann sich in der Höhle nicht so leicht verirren? ...

Vielleicht wenn die Lampen ausfallen ...

Ich habe irgendwo gelesen, dass man sich dort nicht so leicht verläuft.
Ariadnefaden hatte ich nicht dabei.

Ciao Jens

[Melli]

Das ist aber schon cool - mich fasziniert ja sowas auch total. (Auch wenn der Abstieg eindeutig für mich ne Nummer zu groß wäre ).

[Nessie]

... (Auch wenn der Abstieg eindeutig für mich ne Nummer zu groß wäre ).

Hi Melli,

wenn Du Dir einen Klettergurt mit Abseilachter* besorgst und etwas Abseilen üben würdest, könnte ich mir gut vorstellen, dass Du da runter kommst.
Beim Aufstieg glaube ich, brauchtest Du dann etwas Assistenz - wäre aber denkbar. 

*
Danke an CASU http://hpcasu-hrd.appspot.com/home/climbingknots_de.html

Ciao Jens

[Melli]

*grins* ich glaub, das müsste ich aber erstmal trocken üben.....nicht dass ihr mich dann in der Höhle unten lasst 

[Klaus]

... (Auch wenn der Abstieg eindeutig für mich ne Nummer zu groß wäre ).

Hi Melli,

wenn Du Dir einen Klettergurt mit Abseilachter* besorgst und etwas Abseilen üben würdest, könnte ich mir gut vorstellen, dass Du da runter kommst.
Beim Aufstieg glaube ich, brauchtest Du dann etwas Assistenz - wäre aber denkbar. 

*
Danke an CASU http://hpcasu-hrd.appspot.com/home/climbingknots_de.html

Ciao Jens

Aber von mir verlangen, daß ich mit deiner "Luis Trenker Ausrüstung" versuche mit in die Höhle zu kommen.

Gruß

Klaus

 

[Nessie]

Aber von mir verlangen, daß ich mit deiner "Luis Trenker Ausrüstung" versuche mit in die Höhle zu kommen.

Ja,

also wenn das jetzt die Ursache war ...   

dann kannst Du doch schon mal anfangen und fleißig üben. 

Ciao Jens

[Nessie]

Am Brückentag sollte es wieder ins Angerlloch gehen. Diesmal dabei, Sven und Peter, beide Kollegen. Peter hat schon einschlägige Slowenienerfahrung bezüglich Höhlen und für Sven war es nach Vorderfallbach- und Rastgrabenhöhle die dritte Befahrung.
Ja, mittlerweile ist es einfacher rumzuhöhlen als zu tauchen.
 
Am Freitag waren wir nicht allein, am Parkplatz stand ein Auto mit Münchener Kennzeichen, und hinter dem oberen Eingang an den Steilstufen war ein Seil eingebaut.
Peter wollte eh mal wieder SRT-Klettern, also haben wir einen anderen Weg genommen und uns gleich an dem fast 20 m steil abfallenden Zugang zur Konglomerathalle abgeseilt.



In der Christbaumhalle trafen wir dann drei Höhlengänger beim rasten. Die waren etwas erstaunt, dass wir nicht von den Eingängen sondern aus dem Inneren zu ihnen kamen. Nach einer netten Unterhaltung sind wir dann weiter gezogen.



Das Wasser im Kristallsiphon stand viel höher als beim letzten mal, also war hier kein Durchkommen. Peter strebte dann noch einen lehmigen Gang hinauf, in der Hoffnung die nördliche Umgehung zur Langen Kluft zu finden. Irgendwann hatten wir genug und waren ordentlich eingesaut und kehrten um. Kein Problem, Dreck bedeutet Ruhm ;-)

Bei besserem Licht wirkte die Höhle verändert und es gab viel neues zu bestaunen.



Ich wollte natürlich noch den Weg zum unteren Eingang erkunden. Hinter dem Schlinger krabbelte ich wieder aufwärts durch einen schmalen Spalt in Richtung Eingangshalle. Peter und Sven wollten nicht mit, also verabredeten wir uns zum Treffen am oberen Eingang. Der Periodische See im unteren Eingang hatte ordentlich Wasser. Ich setzte den Helm ab, die Kopfhaube auf und bin bis zur Nasenspitze im Wasser durch den letzten tiefen Felsbogen gewatschelt.

Dafür konnte ich dann entspannt den Kollegen beim Aufseilen zusehen.




Letztlich waren wir fünfeinhalb Stunden in der Höhle. Die Zeit verging wie im Traum.

Und zum Abschluss gönnten wir uns noch einen ordentlichen Schweinsbraten im Karwendelblick.


Ciao Jens



link zur Angerllochgalerie:

http://www.dpreview.com/galleries/516819303/albums/angerlloch

[Charley4001]

@Melli: Es gibt verschiedene Sicherungsgeräte und vor allem verschiedene Sicherungstechniken die Du super in Indoorkletterhallen mit Schnupperkursen oder Anfängerkursen für wenig Geld anschaun und erlernen kannst!

z.B. hier:
High-east Kletterhallenbetriebs GmbH
Sonnenallee 2
85551 Kirchheim bei München
089 92794796
high-east.de

[Melli]

Hey Michi,

ich finde klettern total spannend - das würde mir auch richtig Spaß machen. Ich war mal mit einer Kollegin in Thalkirchen in der Kletterhalle, ist aber schon Jahre her. .....ich wusste danach gar nicht wie viele Muskeln einem nach dem Klettern weh tun können *grins* - das war der Muskelkater meines Lebens.

Aber ich hab halt das Problem, dass ich da einfach ein bißchen leichter sein müsste dazu.....sonst ist der Kraftaufwand echt heftig, und ich fürchte, die Kraft hab ich gar nicht. Aber sonst finde ich Klettern wirklich klasse.

[Nessie]

Hallo Melli,

immer langsam mit die jungen Pferde ;-)

Falls wir mal zusammen ins Angerlloch schauen sollten, werden wir Dich bestimmt nicht über die Wand zur Konglomerathalle jagen, sondern versuchen einfachere Routen zu gehen.

Der Weg hinab über die Steilstufen des oberen Eingangs ist für geübte Mitmenschen mit einem Handseil möglich. Ich würde jedoch, wegen der Sicherheit empfehlen, sich dort mit einem Klettergurt und einem Achter o. Ä. abzuseilen. Zum Abseilen unter Aufsicht braucht man keinen Kurs.

Zumindest an noch einer weiteren Stelle in der Höhle, sollten ungeübte Personen gesichert werden.

Den Aufstieg zum oberen Eingang hatte ich damals auch nur mit Handseil gemacht. Weil das aber etwas kraftraubend ist, und man nicht gesichert ist, könnte ich Dir dafür mein SRT-Set einschließlich Steigklemmen leihen. Damit ist man zu jedem Zeitpunkt gesichert und die Kraft für den Aufstieg kommt hauptsächlich aus den Beinen.
Die Benutzung der Steigklemmen müsste man natürlich mal vorher üben.
Nur für das Aufsteigen unter Anleitung, an den Stufen, kann man das an einem Nachmittag im Steinbruch erledigen.

Ein Kletterkurs in der Halle bringt wahrscheinlich wenig, weil sich die übliche Klettertechnik an z. B. Kletterwänden ganz wesentlich von der in der Höhle anzuwendenden Einseiltechnick (SRT) unterscheidet.
Siehe: http://de.wikipedia.org/wiki/Einseiltechnik

Ein Kurs in SRT nur fürs Angerlloch ist jedoch etwas übertrieben.

Es werden auch kommerzielle Touren ins Angerlloch angeboten. Dort bekommt man das Material gestellt, also im wesentlichen Helm, Lampe und Klettergurt. Und dann kann man sofort loslegen - ohne Brevet.

Ciao Jens 

[abgesoffen]

Klingt ja alles ein wenig verlockend

Ob man bei Kletterhallen so viel gezeigt bekommt, ich weiß nicht. Mir hat man damals nicht viel gezeigt, aber das kann sich mittlerweile geändert haben

Man kann ja wie Du schon gesagt hast, privat ne Einweisung/Spieltag machen